YouTuber Rezo fragte, gemeinsam mit Journalist Tilo Jung, die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grünen für eine gemeinsame Diskussion auf YouTube und Twitch an. Das Projekt scheiterte aufgrund der Absage von Armin Laschet.
Webvideoproduzent Rezo begann seine Karriere auf YouTube eigentlich im Genre Musik. Bekannt wurde er einer breiteren Öffentlichkeit allerdings erst durch sein millionenfach geklicktes Video “Die Zerstörung der CDU”, welches er kurz vor der Europawahl 2019 veröffentlichte. Seitdem engagiert er sich vermehrt öffentlich politisch und journalistisch. So veröffentlichte er bereits eine Serie an Kolumnen mit dem Titel “Rezo stört” für die Zeit Online und kritisierte mehr als einmal in eigenen Videos das Agieren der Politik in der Corona Krise.
Mit Blick auf die Bundestagswahl, so gab er nun bekannt, arbeitete er mehrere Monate an der Vorbereitung eines Kanzlerduells, beziehungsweise Kanzlertriells(da es in diesem Jahr drei Kandidaten gibt). Geplant war eine über 90 minütige Diskussionsrunde, die auf mehreren Online Plattformen gestreamt werden sollte. Thematisch, so erzählte Rezo in einem Livestream, sollten zwar wenige Themen besprochen werden, diese aber viel ausführlicher als man es von anderen Formaten gewohnt ist.
Die ursprüngliche Idee zu einer Diskussionsrunde mit den Kanzlerkandidaten auf einer Online Plattform, stammt ursprünglich von Journalist Tilo Jung, bekannt aus dem Format Jung & Naiv. Gemeinsam mit Rezo wollte er nun die politische Debatte ins Internet holen und damit ein Angebot für junge Generationen schaffen.
Monatelange Vorbereitung hatten bereits dazu geführt, dass sowohl YouTube, Twitch als auch die Zeit als Partner gewonnen werden konnten. Auf allen drei Plattformen sollte die Debatte gestreamt werden. SPD und Grüne sagten einer Teilnahme an der Veranstaltung zu, unter der Bedingung, dass auch Armin Laschet in der Runde sitzt. An letzterem scheiterte nun die Durchführung der Veranstaltung. YouTuber Rezo zeigt sich enttäuscht, dass den Wählergruppen unter 30 so wenig Beachtung geschenkt wird: “ Wenn man sich dann für diese Generationen […] nicht mal einen Abend freinimmt, für den ganzen Wahlkampf, dann glaub ich einfach, ist das ein schlechtes Zeichen.”
Politische Online Formate in der Vergangenheit
Dass politische Online Formate funktionieren, zeigte sich allerdings in der Vergangenheit bereits mehr als einmal. Die aktuelle Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte sich in der Vergangenheit im Format #NetzFragtMerkel den Fragen von YouTuber LeFloid und seiner Community, sowie im Format #DeineWahl ebenfalls den Fragen diverser Internetnutzer, moderiert von AlexiBexi, Ischtar Isik, MrWissen2Go und ItsColeslaw, heute bekannt als Lisa Sophie Laurent. Auch international wurden ähnliche Formate ausprobiert. Unter dem Hashtag #AskJuncker bekamen drei europäische YouTuber, unter anderem Jonas Ems für den deutschsprachigen Raum, die Chance den damaligen EU Kommissionspräsidenten zu interviewen.
Kritik im Netz
Neben Rezo und Tilo Jung zeigten auch viele weitere Internetnutzer ihr Unverständnis für Armin Laschets Absage. Unter dem Hashtag #LaschetKneift hagelte es massenhaft Kritik. Vorgeworfen wurde dem CDU Kanzlerkandidaten vor allem Angst und fehlende Antworten auf kritische Nachfragen, sowie ein mangelndes Interesse an den Themen der Millenials und Generation Z.
Auch der deutsche Journalistenverband kritisierte Laschets Entscheidung. “Mit #Rezo-Diskussion lassen sich junge Leute erreichen, die keine Zeitung lesen. Unverständlich, warum #LaschetKneift.”, heißt es auf Twitter. In dem zugehörigen Kommentar auf der Webseite des DJV werden Rezos und Tilo Jungs unkonventionelle Arten der Interviewführung betont. Ein Triell auf YouTube wäre daher eine gute Ergänzung zu politischen Angeboten der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender gewesen, schrieb Kommentator Hendrik Zörner.
Doch auch die Gegenseite war nicht leise. Verständnis für die Absage zeigten einige Internetnutzer, darunter auch Politiker, mit dem Argument, dass vor allem Rezo die nötige Neutralität fehle, um ein faire Debatte zu gestalten.
Florian Gregorzyk, langjähriger YouTuber, ehemals bekannt unter den Namen “Flo” oder “FloVloggt”, betrachtet die Situation aus zwei Perspektiven: „Einerseits ist es verständlich, dass Armin Laschet sich in einer Show mit Rezo eher in einer defensiven Rolle befinden würde und deswegen vielleicht glaubt, dort nicht viel zu gewinnen zu haben.
Andererseits hätten die drei Kandidat*innen – und so auch Armin Laschet – bei so prominenter Platzierung auf den beiden größten Livestream-Plattformen der Welt Millionen junger Menschen im Netz an nur einem einzigen Tag erreichen können.“